Wahrheit in der Philosophie
Als ich anfing, mich mit dieser Frage auseinanderzusetzen wurde ich schnell philosophisch.
Warum? In der Welt der Philosophie gehört diese Frage zu den zentralen Problemen. Während der Eine oder der Andere sich um verschiedene Modelle Gedanken macht, was Wahrheit letzten Endes wirklich ist, stellen wir doch alle fest, dass wir Wahrheit „erst einmal“ nicht so einfach definieren können.
Im Folgenden werden wir eine kurze Auflistung der allgemeinen bekannten Modelle einsehen, um sich darüber ein Bild zu machen, was bereits „große Denker erwirtschaftet“ haben. 1
Theorie | Bedeutung | Beispiel |
Korrespondenztheorie | Eine Aussage ist wahr, wenn sie mit dem Sachverhalt, den sie beschreiben will, übereinstimmt. | "Der Schnee ist weiß." |
Konsenstheorie | Wahr sei, worüber in einer freien, offenen Diskussion eine Übereinstimmung gefunden werden könne. | "Die Forschergemeinschaft ist sich darüber einig, welche Theorien gerade gültig sind." |
Pragmatische Wahrheit | Wahr sei, was sich im praktischen Leben bei der Bewältigung praktischer Probleme bewähre. | "Diese Medizin hilft, dass es dir besser geht." |
Kohärenztheorie der Wahrheit | Diese sagt aus, ein Satz sei wahr, wenn er sich widerspruchsfrei in ein System bereits vorhandener wahrer Sätze einordnen ließe. | Im Mittelater war folgender Satz in der Gesellschaft klar: "Die Sonne dreht sich um die Erde." |
Widerspiegelungstheorie | Die Übereinstimmung zwischen Bewusstsein und objektiver Realität | "Die Gammastrahlen sind eine Art elektromagnetischer Wellen." |
Bildtheorie | Die Übereinstimmung der logischen Struktur des Satzes mit der des von ihm abgebildeten Sachverhalts | Die Notenschrift ist ein Bild der dargestellen Musik. |
Redundanztheorie | Der Begriff der Wahrheit wird nur aus stilistischen Gründen verwendet, oder um der eigenen Behauptung Nachdruck zu verleihen. | "Es ist wahr, dass der Schnee weiß ist" Der Zusatz " Es ist wahr" bringt nichts neues hinzu. |
Performative Theorie | Das, was man tut, wenn man sagt, eine Aussage sei wahr… | "Hiermit erkläre ich Euch zu Mann und Frau" "Der Stier kommt!" (geäußert, um4 jemanden zu warnen) |
Der Große Brockhaus definiert Wahrheit wie folgt:
"Wahrheit ist die Übereinstimmung der Erkenntnis mit ihrem Gegenstand. Da dieser stets ein bestimmter ist, kann die Übereinstimmung nur durch Vergleichung mit ihm, nicht aber nach allgemeinen Regeln erkannt werden. Daraus folgt, daß es kein allgemeines Kriterium der Wahrheit geben kann, das für alle Erkenntnisse ohne Unterschied ihrer Gegenstände gültig wäre. - Von der inhaltlichen Wahrheit (materiale Wahrheit) zu unterscheiden ist die logische Wahrheit (formale Wahrheit), die in der Übereinstimmung der Erkenntnis mit den allgemeinen Regeln des Denkens besteht und mithin die logische Richtigkeit der Aussage betrifft; für sie ist mit den Gesetzen der formalen Logik ein allgemeines Kriterium gegeben, das aber nur die Form, nicht jedoch den Inhalt der Erkenntnis umfaßt. So kann z. B. ein Schlußsatz (Conclusio) logisch falsch, inhaltlich aber wahr sein und umgekehrt." 2

1
Alfred Tarski: Der Wahrheitsbegriff in den
formalisierten Sprachen. In: Studia Philosophica Commentarii Societatis
philosophicae Polonorum. Bd. I, Leopoli [Lemberg] 1935, S. 268. Neu abgedruckt
in: K. Berka/L. Kreiser: Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der
modernen Logik. 4. Aufl., Akademie Verlag, Berlin 1986.
Jürgen Habermas: Wahrheitstheorien. In: Helmut Fahrenbach (Hrsg.):
Wirklichkeit und Reflexion. Walter Schulz zum 60. Geburtstag. Neske, Pfullingen
1973, S. 211–265, hier S. 249: „Nur Aussagen können wahr oder falsch sein.“
Alexander Demandt: Pontius Pilatus. C. H. Beck,
München, 2013, S. 86.
2
Auszug aus http://www.pinselpark.org/philosonst/02wahrheit.html
aufgerufen am 28.08.2016